Schlagwort-Archive: Englisch

Zwischen Wulvers und Wohlwort

Ich war neulich in einem Einkaufszentrum, fand die Toilette nicht und fragte daher die Mitarbeiterin eines Ladens, wo sich die Toiletten befinden. Sie antwortete: »Beim Woolworth links« – oder phonetisch: [baɪ̯m ˈvɔl.vɔɐ̯t ˈlɪŋs]. Und schon war ich bei der Frage: Wie spricht man eigentlich Woolworth aus?

Die Geschichte der Unternehmen, die unter Woolworth firmier(t)en, ist kompliziert und für die vorliegende Frage so uninteressant, dass ich sie hier nicht zusammenfasse. In jedem Fall wurde das ursprüngliche Unternehmen von Frank Winfield Woolworth (1852–1919), einem amerikanischen Unternehmer, gegründet. Schlägt man seinen Namen in einem Aussprachewörterbuch des Englischen nach (z. B. dem Longman Pronunciation Dictionary), findet man dort für das amerikanische Englisch [ˈwʊl.wɝːθ] und für das britische Englisch [ˈwʊl.wəθ] bzw. [ˈwʊl.wɜːθ]. Hört man sich an, wie englischsprachige Menschen auf YouTube den Namen aussprechen, deckt sich das mit diesen Angaben.

Im Deutschen wird der Name anders ausgesprochen – nicht zuletzt, weil die meisten Laute der englischen Aussprache im deutschen Lautsystem nicht vorkommen. So erscheint [w] im Deutschen nur marginal, nämlich in Entlehnungen aus dem Englischen. Es ist wohl eher als freie Variante von /v/ zu betrachten denn als Phonem. Im Aussprache-DUDEN steht: »Für englisches <w> und <wh> sind eingedeutschtes [v] und ausgangssprachliches [w] üblich, wobei jüngere Entlehnungen oder Wörter mit weiteren englischen Phonemen eher [w] haben.« Das englische /l/ lautet in diesem Wort bzw. in einigen Varietäten generell [ɫ], ist also – anders als im Standarddeutschen – velarisiert. /ɜː/ hat im Deutschen keine direkte Entsprechung. [θ] verhält sich ähnlich wie [w]. Ich zitiere wiederum den Aussprache-DUDEN: »Der nur in wenigen gängigen Entlehnungen vorkommende dentale Frikativ [θ] (Thriller, Thread) wird im Alltag häufig als [s] eingedeutscht (selten als [t]), bei Berufssprechern (v. a. bei englischen Namen) und bei fortgeschrittener Fremdsprachenkenntnis aber regelmäßig als [θ].« Damit ist [ʊ] der einzige Laut in diesem Namen, der im Englischen und Deutschen gleichermaßen vorkommt.

Weiterlesen

Auf ein Glas mit dem Wi(e)rtschaftsminister

Wenn Leute miteinander verwandt sind, kann man das manchmal sehen. Bei Sprachen ist es nicht anders. Wenn Sprachen (oder anders formuliert: Varietäten – ein Oberbegriff für Sprachen, Dialekte und alles dazwischen) einen gemeinsamen Ursprung haben, gibt es Gemeinsamkeiten in allen Bereichen: Aussprache, Wortstruktur, Satzbau usw. Auch verwenden eng verwandte Sprachen oft ähnliche Wörter für dieselben Dinge. Dann kann man eventuelle Gemeinsamkeiten noch leichter erkennen. Dem deutschen Wort Apfel zum Beispiel entsprechen das englische Wort apple und das niederländische Wort appel, die man offensichtlich ein bisschen anders schreibt als das deutsche Wort (und zwar, weil man sie auch ein bisschen anders ausspricht) – aber die Verwandtschaft ist erkennbar. Dem Wort Apfel entspricht aber auch das französische Wort pomme. Auf Basis dieser vier Wörter muss man davon ausgehen, dass das Französische mit dem Deutschen weniger eng verwandt ist als das Niederländische und das Englische. (Das stimmt auch, aber vier Wörter sind zugegebenermaßen eine etwas magere Datengrundlage.) Dass Apfel gerade im Deutschen (genauer: im Standarddeutschen, das umgangssprachlich auch als ›Hochdeutsch‹ bezeichnet wird – grob gesagt: tagesschau-Deutsch) einen pf-Laut hat und im Englischen (genauer: im Standardenglischen) und Niederländischen (genauer: im Standardniederländischen) einen p-Laut, ist ein sprachgeschichtlicher Zufall. Aber es ist ein Zufall, der einer Systematik folgt: Nimmt man sich andere Wörter, die im Deutschen ein pf haben (Kopf, Pforte, stopfen), und sucht nach einem Äquivalent im Englischen oder Niederländischen, findet man dort auch einen p-Laut (nl. kop, engl. port, nl. stoppen) – unabhängig davon, ob die Bedeutung in beiden Sprachen exakt übereinstimmt. Aus diesen systematischen Unterschieden kann man Rückschlüsse ziehen auf den genauen Grad der Verwandtschaft der Sprachen oder darauf, wie das Wort in früheren Zeiten, über die vielleicht keine Belege vorliegen (oder zumindest nicht für jedes Wort), gelautet haben muss. Der Vergleich ist aber auch dann interessant, wenn man ihn auf der Ebene der heutigen Sprachverwendung zieht.

Weiterlesen

On cognates and friends, true and false

Learning a language is hard, so every little bit helps: If English is your mother tongue and you start learning German, you will be delighted to hear that the German word for hand is Hand. You may be less delighted to hear that the English word gift does not translate to its German orthographic counterpart Gift (which means ‘poison’), but to Geschenk. Then again, if you like linguistics, you will be delighted to hear that not just the former, but also the latter pair of words is etymologically related (both gift in English and Gift in German refer to something that is given to someone, the verb give also being related to the nouns). So, we have three aspects of relatedness in words: the origin (where words come from); the form (how they are written); the meaning (how we define them). For some clusters of relatedness, there are established terms: The term I have always used for words that share the same spelling, but not the same meaning is ‘false friends’ (e.g., gift/Gift). Today I learned through a blog post by Jonathon Owen that some English speakers (erroneously) refer to such false friends as ‘false cognates’ – a term that would properly be applied to words that share the same meaning and the same form across languages, but that are in fact etymologically unrelated. Inspired by said blog post, I made an overview of different types of relations between word pairs across languages, based on origin, form, meaning or some combination thereof. You can download a PDF version of the chart by clicking on the image below:

An overview of words that share the same origin, form, meaning or some combination thereof

Die englische ›type foundry‹ und ihre deutschen Äquivalente

Abstract

How do you translate type foundry into German? Gießerei (literally castery), the traditional term from the era of metal typesetting, is not used for digital foundries and seems unlikely to be revived. This text is supposed to ignite a debate about possible alternative terms. These include Schriftanbieter (literally type offerer), Schriftenhaus (type house), Schriftherausgeber (type editor), Schrifthersteller (type producer), Schriftlabel (type label), Schriftverlag (type publisher) and the English loan word Foundry.

Einleitung

Wie übersetzt man type foundry ins Deutsche? Bei einer Diskussion auf Twitter, die sich um die Suche nach einem Begriff für die deutsche Wikipedia drehte, wurde klar, dass es hierzu keinen Konsens gibt. Grund genug, sich das englische Original und einige mögliche Übersetzungen genauer anzusehen.

Den englischen Begriff definiert Wiktionary als »a company that designs and/or distributes typefaces« (»ein Unternehmen, das Schriftarten gestaltet und/oder verbreitet«). Erster Bestandteil ist type – ein Wort mit griechischen Wurzeln (altgr. τύπος ›Schlag, Stoß; Abdruck; Gepräge, Relief; Abbild, Vorbild, Vorlage; Form, Gestalt‹ zu τύπτειν ›schlagen, stoßen‹), das, übers Lateinische und Französische, Ende des 15. Jahrhunderts ins Englische kam. Ausgehend von älteren Bedeutungen wie ›(Vor-)Bild, Vorlage; charakteristische Form‹ wird es seit dem frühen 18. Jahrhundert für Drucklettern verwendet. In dieser Bedeutung wird es im Deutschen mühelos mit ›Schrift‹ wiedergegeben, so auch in einigen Wörtern, die im Weiteren besprochen werden. Der zweite Teil der Begriffs ist es, der bei der Übertragung ins Deutsche Schwierigkeiten bereitet. Drucklettern entstanden bzw. entstehen in einer foundry. Auch dieses Wort, das im Englischen seit dem 16. Jahrhundert belegt ist, stammt aus dem Französischen: Das Verb fondre, das wiederum auf das lateinische fundere zurückgeht, bedeutet unter anderem ›schmelzen‹. Eine fonderie ist eine Werkstatt, in der Metall geschmolzen und in neue Formen gebracht wird, zum Beispiel Buchstabenformen (deren Kombination zum Zeichensatz einer Schriftart als font bezeichnet wird). Im Deutschen bezeichnet man solche Werkstätten seit dem frühen 17. Jahrhundert als Gießerei bzw., wenn sie sich mit der Herstellung von Buchstaben beschäftigen, als Schriftgießerei.

Der deutsche Begriff Gießerei ist, anders als sein englisches Gegenstück, in der Zeit verblieben, in der Buchstaben aus Metall waren. Für Unternehmen, die sich mit digitaler Schrift beschäftigen, hat er sich nicht eingebürgert. Aber was soll man dann verwenden? Dass sich die Frage überhaupt stellt, dürfte auch daran liegen, dass ein Großteil des Geschäfts in dieser Branche auf Englisch abgewickelt wird. Auch auf Deutsch wird über Schrift geschrieben, aber häufiger noch auf Englisch. Die Zahl der type foundries, die eine deutschsprachige Website unterhalten, ist niedrig. In der Diskussion und bei der Recherche tauchten dann doch sechs Wörter auf, die die nähere Betrachtung lohnen: Schriftanbieter; Schrifthaus; Schriftherausgeber; Schrifthersteller; Schriftlabel; Schriftverlag (bei allen kann der erste Teil auch ›Schriften-‹ lauten, aber die Verteilung der Formen ist nicht bei allen Begriffen dieselbe).

Weiterlesen

Auf ein Wort (24): Céline Dion

Céline Dion frz. (QC) [seˌlɪn ˈd͡zjɒ̃]; frz. (FR) [seˌlin ˈdjɔ̃]; engl. (AE) [səˌlɪn diˈɑn]

Erläuterungen

Angesichts der Bekanntheit von Céline Dion war ich überrascht, wenig Diskussionen über die Aussprache ihres Namens zu finden. Als ›ursprüngliche‹ Lautung kann man wohl die betrachten, die der quebecischen Aussprache des Französischen folgt. Mit dieser Varietät ist die Sängerin aufgewachsen. Im Vergleich zur Aussprache in Frankreich, die hier als Zweites angegeben ist, fallen einige Unterschiede auf.

Zum einen ist der Vokal in der zweiten Silbe des Vornamens in der kanadischen Aussprache zentralisiert. Zu den geschlossenen Vokalen [i], [y] und [u] in Frankreich kommen in Québec [ɪ], [ʏ] und [ʊ] hinzu, die erstere in vielen geschlossenen Silben ersetzen und sowohl lang als auch, wie hier, kurz sein können. In ihrer englischen Aussprache des eigenen Namens übernimmt Céline Dion diesen zentralisierten Vokal. Es sei darauf hingewiesen, dass die Lautung mit [iː] – also [səˈliːn] oder auch [seˈliːn] mit Vollvokal in der ersten Silbe – im Englischen von anderen Sprechern am häufigsten zu hören ist.

Ein weiterer Unterschied zwischen den zwei französischen Varietäten findet sich im Nachnamen: Im quebecischen Französisch werden [t] und [d] vor Vordervokalen affriziert, also [t͜s] bzw. [d͜z] gesprochen. Außerdem ist der Nasalvokal am Ende im Vergleich mit der Aussprache in Frankreich offener. In Québec werden die Laute, die in Frankreich nasale Monophthonge sind, zudem von einigen Sprechern diphthongiert – im Fall von [ɔ̃] zu [ɒ̃ʊ̯̃]. Die Aussprache des Nachnamens in einer Silbe wird im Englischen zu zwei Silben aufgebrochen, wobei in der zweiten, betonten Silbe meist ein Vokal aus dem ›lexical set‹ von lot verwendet wird, also [ɒ] im britischen und [ɑ(ː)] im amerikanischen Englisch.

Eindeutschung

Für deutsche Sprecher ist der Name keine allzu große Herausforderung. Als Eindeutschung zu empfehlen wäre [seˌliːn ˈdi̯õː] (ungefähr: ßee-LIHN DIÕ). Der Vorname reimt auf ›Berlin‹. Der Nachname kann auch zweisilbig – also [diˈjɔ̃] – ausgesprochen werden. Wer kann, sollte der im Deutschen verbreiteten Tendenz widerstehen, den Nasalvokal denasaliert und gefolgt von [ŋ] auszusprechen.

Quellen

Phonetic repair service: Fixing ATypI’s IPA

The 2015 edition of the annual conference of the Association Typographique Internationale (ATypI) took place in São Paulo, Brazil. Its visual identity was based on the phonetic transcription of the local pronunciation of the name of the host city: /ˌsɐ̃w ˈpawlu/. From this transcription, one symbol was isolated and used as a sort of logo: /ɐ̃/ – both an interesting glyph design-wise and the symbol of a characteristic sound of Portuguese (a nasalised centralised vowel). I think it was a great choice for a type conference in Brazil. What’s more, I liked the typefaces they used in their visual identity, among others Voces (by Ana Paula Megda & Pablo Ugerman) and Brasilica (by Rafael Dietzsch). An extension of the latter, including phonetic symbols, has been announced for 2016 (and I’m quite curious about that).

Logo of the 2015 ATypI conference, using a phonetic symbol

Despite the cleverness of the concept, not all of its implementations were equally successful. I saw one on YouTube that I was a bit disappointed about: The video recordings of all conference talks – kudos for making them available – had thumbnails showing the names of the speakers and phonetic transcriptions of their names. As I already pointed out on Twitter, many of the transcriptions were inaccurate. In some cases, it was not even clear to me if the transcription was supposed to represent an Anglicised pronunciation or the way speakers would pronounce their names in their native languages. Admittedly, making phonetic transcriptions is not that easy – whether you use the International Phonetic Alphabet (IPA), as they wisely did, or any other system. I don’t know who created the transcriptions in the thumbnails and I don’t know why they ended up being inaccurate: Maybe the transcriber was lacking information or it was a rush job or correct transcriptions were garbled in the design process.

What I want to do here is to provide correct transcriptions of the native pronunciation of the speakers’ names (or at least, I will try to avoid the most egregious mistakes that were made in the original transcriptions). As I said before, making phonetic transcriptions can be difficult: Language varies a lot – across place, time, situation etc. Not everyone agrees on how to describe all this variation; not everyone agrees on how to transcribe it. Trying to pin down the symbol that exactly represents one sound has led to heated debates among linguists more than just once. For that reason, I’d like to invite you to let me know if you disagree with the way I transcribed any of the names.

For all those who do not read IPA transcriptions fluently, there are some audio recordings: Whenever you see a ? symbol next to a name, you can click on it to listen to the speaker’s own pronunciation of their name. Most speakers say something along the lines of ‘Hi, my name is […], I come from […] and my mother tongue is […]’ – all that in (one of) their native language(s). I hope to add more recordings in the future, but this may take some time. Similarly, some transcriptions require a bit of research, so the list will not be complete from the outset, but be filled over time. Anyway, here is the list:

Weiterlesen

Der oder das Blog? – Update einer Korpusanalyse

Vor gut vier Jahren berichtete Anatol Stefanowitsch bei SciLogs über Korpusdaten zum Genus der Wörter ›Blog‹ und ›Weblog‹. Die Daten aus dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) zeigten damals eine Verschiebung des grammatikalischen Geschlechts vom Neutrum zum Maskulinum. Im Jahr 2010 wurde ›Blog‹ bei rund 70% der genuseindeutigen Belege als Maskulinum verwendet.

Seit der damaligen Auswertung ist das DeReKo erheblich gewachsen. Und wir sind natürlich vier Jahre Sprachverwendung weiter. Aus diesem Grund habe ich eine Aktualisierung und Fortschreibung der Daten zum Genus von ›Blog‹ und ›Weblog‹ erstellt. Die Frage: Ist der Anteil der Belege für Verwendung als Maskulinum weiter gestiegen und, wenn ja, bis zu welchem Niveau? Hier ist die Antwort:

Der oder das (We)blog?

Diese Daten stammen aus den geschriebenen Korpora, die im DeReKo zu den Archiven W, W2, W3 und W4 zusammengefasst sind. Berücksichtigt wurden nur Wortfolgen, bei denen Artikel und Kopfnomen direkt nebeneinander standen. Dieses Diagramm zeigt prozentuale Angaben zu drei Variablen: In rot sieht man den Anteil maskuliner Definitartikel (›der‹ im Nominativ und ›den‹ im Akkusativ) in Nominalphrasen, deren Kopfnomen ›Blog‹ ist. In grün sieht man den Anteil maskuliner Definitartikel in Nominalphrasen, deren Kopfnomen ›Weblog‹ ist. In beiden Fällen entfallen zu 100 fehlende Prozentpunkte auf die Verwendung des neutralen Definitartikels (›das‹ im Nominativ und Akkusativ). In blau sieht man den Anteil der Nominalphrasen mit Kopfnomen ›Weblog‹ an der Gesamtzahl der Nominalphrasen. Hier sind zu 100 fehlende Prozentpunkte der Verwendung von ›Blog‹ als Kopfnomen zuzurechnen.

Interessant an diesem Diagramm finde ich dreierlei:

Zum ersten zeigt sich, dass die Verwendung des Wortes als Maskulinum, die in der alten Auswertung erst 2006 nachzuweisen war, bereits 2002 in der Presse vorkam. Aus diesem Jahr stammt der früheste Beleg für ›der/den Weblog‹ in der aktuellen Version der DeReKo. Die Verwendung von ›Weblog‹ als Maskulinum in dieser Zeit muss man meines Erachtens nicht unbedingt als die Frühphase des Wandels vom Neutrum zum Maskulinum deuten. Sie könnte auch schlicht ein Hinweis darauf sein, dass das Genus dieses seinerzeit noch relativ neuen Lehnwortes – wie das so vieler Lehnwörter – schwankte. ›Der/den Blog‹ ist in der neuen Auswertung bereits in Zeitungen aus dem Jahr 2004 zu finden.

Zum zweiten veranschaulicht das Diagramm den engen Zusammenhang zwischen dem Übergang von ›Weblog‹ zu ›Blog‹ und dem Übergang vom Neutrum zum Maskulinum. Bei ›Weblog‹ überwog die Verwendung als Maskulinum in keinem Jahr (Maximum: 44,6% im Jahr 2006). ›Blog‹ dagegen stieg 2004 bereits mit einem satten Drittel an Verwendungen als Maskulinum ein. Im zweiten Jahr, in dem ›Blog‹ überhaupt als Maskulinum in diesem Korpus nachgewiesen wurde, war das Neutrum schon in der Minderheit. Seit 2007 dominiert das Maskulinum bei ›Blog‹ deutlich. Die Gründe, warum ›Blog‹ eher maskulines Genus annimmt als ›Weblog‹, wurden bereits 2010 besprochen: ›Weblog‹ erinnert noch an ›(das) Logbuch‹, von dem das neutrale Genus auf diese Form des Lehnworts übergegangen sein mag. ›Blog‹ dagegen neigt aus zwei Gründen zum Maskulinum: Einerseits haben Wörter dieser Silbenstruktur (CCVC mit kurzem Vokal) im Deutschen überwiegend maskulines Genus (wie Klaus-Michael Köpcke 1982 in seiner Dissertation gezeigt hat). Andererseits wird die Kurzform genauso ausgesprochen wie ›(der) Block‹ (eines dieser maskulinen CCVC-Wörter), was zur Genusübertragung einlädt.

Zum dritten finde ich es bemerkenswert, dass sich bei beiden Formen – ›Blog‹ und ›Weblog‹ – seit 2007 (oder spätestens 2008) nichts Dramatisches an den Anteilen der Genera geändert hat. Obwohl der Anteil von ›Weblog‹ an der Gesamtzahl der Verwendungen in dieser Zeit von einem knappen Drittel unter zwei Prozent gesunken ist, bleibt der Anteil der Verwendungen als Maskulinum bei rund 30% (mit Ausschlägen nach oben und unten). Und obwohl parallel dazu die Form ›Blog‹ praktisch universell geworden ist, wird sie auch im Jahr 2014 in rund 20% der Fälle als Neutrum verwendet. Das ist insofern ein symbolischer Wert, als auch ›Weblog‹ im ersten Jahr, das unsere Zeitreihe erfasst, in rund 20% der Fälle als Maskulinum verwendet wurde. Vielleicht sind 20% an Sprechern, die ein anderes Genus als die Mehrheit verwenden, einfach ein Residuum an Abweichlern, das nicht so schnell verschwindet – zumindest nicht in den ersten 20, 25 Jahren, die ein Lehnwort in einer Sprache verbringt.

Bram de Does (1934–2015): “Ik sta schaakmat”

On 28 December 2015, Dutch type designer and typographer Bram de Does (* 1934) passed away. Jan Middendorp (@DutchTypeJam) honoured him by posting a picture in which we see text handwritten by De Does. The text is a reply to a comment that Peter Matthias Noordzij made on the letter ‘k’ of a custom headline version of De Does’ Lexicon typeface. The reply is in Dutch, so I tried to translate it to English:

“I can understand that you find it [the letter ‘k’] ugly. I do not manage to find it really beautiful either, but still do not know what I could improve in it. I do not want to make the bottom serif on the right any wider; ‘k’ already leaves such a large gap on the right-hand side. I do not want to make the upper right-hand part extend more to the right because this would cause these white spaces [cf. picture] to differ so much. I do not want to lower the junction in the middle because the space labelled ‘b’ would become even smaller then. Do you have any ideas? I am checkmated.”

In the third, fourth and fifth sentence, De Does uses object-initial constructions in Dutch, which are difficult to render in English. A construction that uses left dislocation probably comes closest in English: ‘The junction, I don’t want to lower it’ – but that does not sound particularly natural to me.

Same source, divergent developments

“Ach, Scheiße!” – that is what the cashier at the supermarket said to me today when he noticed that he had failed to scan one last item that I wanted to buy. It still lay on the conveyor belt while the receipt was being printed. What he said led me to think about the word ‘Scheiße’, one of the most common swearwords in German (and even popular in English song lyrics). Whenever you feel like shouting ‘Shit!’ in English, a speaker of German might chime in and shout ‘Scheiße!’. In the literal sense, ‘Schei­ße’ refers to faeces; it is used in that sense quite frequently. The noun and its corresponding verb, ‘schei­ßen’, are labelled as ‘coarse language’ in German dictionaries. ‘Scheiße(n)’ derives from the Proto-Indo-European root *skeh₂i-d- ‘cut, separate’, which is an extension of PIE *skeh₂i- ‘split, divide’. It is a cognate of English ‘(to) shit’. Cognates are words that, across or within languages, share the same etymology. In some cases, this is quite obvious: The German sentence ‘Das Gras ist grün’ only contains words with cognate equivalents in English that have retained a similar form and meaning, so English speakers won’t have a lot of trouble figuring out what the sentence means. Sometimes the connections are less evident: English ‘lock’ and German ‘Loch’ (meaning: ‘hole, opening’) seem to go back to the same Proto-Indo-European root, for instance. In any case, German ‘Scheiße’ and English ‘shit’ are clearly cognates and used similarly in present-day language. That’s the boring part.

The interesting part is what happened to this root and its derivations in the Dutch part of the West Germanic language area. The verb that corresponds to ‘scheißen’ and ‘to shit’ is ‘schijten’ /ˈsχɛɪ̯tən/. It has the same meaning as in the other two languages and can be used in the literal sense: ‘Zij heeft in haar broek gescheten’ (literally: ‘She has shit in her pants’, meaning: ‘She has shit her pants’). ‘Schijten’ is used much less widely than its German and English cognates. However, there are some fixed multi-word expressions in which it appears, such as ‘zeven kleuren (bagger) schijten’ (literally: ‘to shit seven colours [of mud]’, meaning: ‘to be[come] very frightened’). When words are mainly used in fixed expressions, this is an indication that they might have started to fall into obsolescence. The corresponding noun, ‘schijt’, is even one step further: Some hundreds of years ago, it still referred to faeces, or to liquid stool in particular, but the only meaning in contemporary language is ‘the state of having diarrhoea’. Unlike ‘Scheiße’ and ‘shit’, ‘schijt’ is not used as a swearword in Dutch. Rather, it is almost exclusively encountered in fixed expressions: figurative ones, such as ‘schijt hebben aan iets’ (literally: ‘to have shit on something’, meaning: ‘to not care about something’), and literal ones, such as ‘aan de schijt zijn’ (literally: ‘to be at the shit’, meaning: ‘to have diarrhoea’). What’s even more interesting: The most common Dutch word derived from the same source as ‘Scheiße’ and ‘shit’ is ‘scheet’ (which happens to be identical to the singular simple past form of ‘schijten’). But ‘scheet’ means—wait for it—‘fart’. So, the German and English words for solid excreta and the Dutch word for gaseous excreta are cognates.

What do you call faeces in colloquial Dutch? In fact, English and Dutch are to be greatly envied from a German perspective. A word from nursery language has spread to more general use in both languages, meaning that you can talk about shit without sounding vulgar or clinical. The words I am referring to are ‘poop’ and ‘poep’, the Dutch word being pronounced about the same as the English one. In English, ‘poop’ has a certain childish ring to it. Still, you can use it not only when talking to a toddler, but also in a newspaper headline. This is also the case with Dutch ‘poep’ (and the corresponding verb ‘poepen’), but it sounds even less childish than the English word. A Dutch newspaper recently ran an article that was titled ‘Omdat iedereen poept’ (‘Because everyone poops’). You’d be hard-pressed for a stylistically appropriate translation to German. Well, why don’t the Germans use the cognate equivalent of the Dutch and English words? Here’s the complication: There is an equivalent in German, namely ‘Pup(s)’, but it means—wait for it—‘fart’ (in a slightly childish, euphemistic register). All three words are onomatopoetic, that is, an attempt at a phonetic imitation of a real world sound. What is being imitated is, of course, the sound of flatulence. English ‘poop’ and Dutch ‘poep’ can refer to that as well, but the meaning ‘fart’ has all but died out in English. In Dutch, it is found in—you guessed it—fixed expressions, such as ‘iemand een poepje laten ruiken’ (literally: ‘to have someone smell a little fart’, meaning: ‘to put somebody in their place’). By contrast, the German word ‘Pup(s)’ means nothing but ‘fart’—just like ‘Furz’, the cognate of English ‘fart’, which is perceived to be somewhat more vulgar. So, the Dutch and English words for solid excreta and the German word for gaseous excreta are also cognates.

In consequence, this means that speakers of English and German with no knowledge of Dutch are likely to be led up the garden path when encountering ‘scheet’, just the way English and Dutch speakers with no knowledge of German might be confused by ‘Pups’. Was für eine Scheiße!