Archiv für den Monat: März 2015

Leren pinnen*

Vor einer Woche bin ich von den Niederlanden zurück nach Deutschland gezogen. Ein im Alltag spürbarer Unterschied zwischen den Ländern ist, dass Kartenzahlung in den Niederlanden wesentlich gängiger ist. Im Jahr 2013 fanden in Deutschland rund 2,5 Milliarden Zahlungen mit Bankkarte statt (sagt Die Deutsche Kreditwirtschaft); in den Niederlanden waren es im selben Zeitraum 2,66 Milliarden (sagt die Betaalvereniging Nederland). Umgerechnet auf die Einwohnerzahlen bedeutet das, dass statistisch gesehen jeder Deutsche etwa 30 Mal in diesem Jahr mit Karte bezahlt hat und jeder Niederländer knapp 160 Mal ›gepind‹ hat. Dieser Unterschied schlägt sich in zwei Punkten nieder: erstens in der Zahl der Verkaufsstellen, die überhaupt Kartenzahlung akzeptieren, zweitens in der Bequemlichkeit, mit der die Zahlungen ablaufen. Bis 2010, als ich aus Deutschland wegging, hatte Kartenzahlung für mich praktisch keine Rolle gespielt. Ich werde irgendwann mal was mit Karte bezahlt haben, aber erinnere mich, ehrlich gesagt, nicht mehr dran. In den Niederlanden habe ich zuletzt beinahe alles mit Karte bezahlt – eine Gewohnheit, die ich in Deutschland fortzusetzen versuchen wollte. Ich wusste ja, wie es geht.

Dachte ich. Es gibt vier Arten und Weisen, eine Bankkarte in so ein Lesegerät zu schieben. In den Niederlanden bin ich praktisch nur der Art und Weise begegnet, bei der der Magnetstreifen auf der Karte vom Betrachter wegzeigt (also nach unten oder hinten, je nach Positionierung des Kartenschlitzes) und der Chip in der Karte im Lesegerät verschwindet. Bei meiner ersten Kartenzahlung in Deutschland – im Tedox-Baumarkt – habe ich es daher so versucht: »Andersrum«, sagte die Kassiererin. Ich drehte die Karte so, dass der Chip sich nun nicht mehr im Gerät befand, aber der Magnetstreifen weiterhin von mir wegzeigte. »Nee, noch anders.« Jetzt zeigte der Magnetstreifen zu mir. Immer noch falsch. Schön, dass niemand hinter mir in der Kassenschlange war, während ich – Kartenzahlungsexperte (NL) – alle vier Arten, eine Karte in ein Lesegerät einzuführen, ausprobierte. Ich lernte: Chip im Gerät (macht Sinn), Magnetstreifen nach oben. Nach Eingeben meiner PIN war der metallene Papierkorb bezahlt. Aufgrund von Vorkommnissen wie diesem, so lernte ich später, ist der Kartenleser in einigen Geschäften zum Kassenpersonal, nicht zum Kunden gerichtet. Man übergibt dem Mitarbeiter seine Karte, der sie korrekt ins Gerät schiebt und anschließend dem Kunden das Gerät zudreht – ein archaisch anmutendes Verfahren.

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