Die naheliegendste Eindeutschung wäre [ˌkaspɐ ˈjuːlman] oder, wenn man die phonetische Qualität des dänischen /a/-Phonems stärker wiedergeben will, [ˌkɛspɐ ˈjuːlmɛn]. Die ersten Ausspracheversuche in der tagesschau, ausgeführt durch Susanne Holst, gingen in Richtung [ˈ(ç)juːlmant] für den Nachnamen. Der bisherige Verein Hjulmands, der FC Nordsjælland, spricht sich im Dänischen übrigens [ˈnoɐ̯ɕɛlænˀ]. Die Betonung liegt gerade nicht auf der zweiten Silbe, wie man vermuten könnte und auch Susanne Holst wohl vermutete, die den Vereinsnamen [nɔɐ̯tˈsjɛlant] aussprach. Mir erschiene [ˈnɔɐ̯tˌʃɛlan(t)] die geeignetere Eindeutschung. Mal sehen, was sie in der 20-Uhr-Ausgabe der tagesschau daraus machen.
Nachtrag: In der 20-Uhr-tagesschau war das End-[t] dann verschwunden, aber die Vokale fielen für meinen Geschmack ein bisschen schlapp aus. Jan Hofer sprach den Nachnamen des Trainers [ˈjʊlmən] oder sogar [ˈjʊlmn̩] aus. Für den Vereinsnamen blieb es bei [nɔɐ̯tˈsjɛlant].
Das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) ist das wohl präziseste und weltweit verbreitetste System, um Sprachlaute zu notieren. Der mit der Präzision einhergehende Nachteil ist der Bedarf an einer Vielzahl von Zeichen, die keine andere mit dem lateinischen Alphabet geschriebene Sprache mitbringt – im wahrsten Sinne des Wortes ›Sonderzeichen‹. IPA-eigene Diakritika ausgenommen dürfte es rund 75 Zeichen gehen, die teilweise komplett neu gezeichnet werden müssen bzw. aus existierenden Buchstaben abgeleitet werden können. Die Zielgruppe, die diese Zeichen benötigt, ist ziemlich klein. Die Zahl derer, die darüber hinaus Wert auf eine ansprechende Gestaltung der Zeichen legen, ist verschwindend. Dementsprechend machen sich überhaupt nur wenige Schriftdesigner die Mühe, ihren Schriften Lautschrift hinzuzufügen. Ich habe eine Liste von immerhin knapp 40 Schriftarten zusammengestellt, die über einen vollständigen Satz IPA-Zeichen verfügen. Wo möglich, werde ich einige Anmerkungen zur Brauchbarkeit der Zeichen für typografisch anspruchsvolle Projekte machen.
Vorab möchte ich allerdings auf einen kleineren Richtungsstreit unter den Schriftgestaltern hinweisen: Er betrifft die Frage, inwieweit von lateinischen Buchstaben abgeleitete IPA-Zeichen eine eigenständige, chirographische – also vom Schreiben mit der Hand beeinflusste – Form bekommen sollten. Schauen wir uns die folgenden vier Reihen von Buchstaben an:mini
Man sieht, dass ›n‹ und ›u‹ in beiden Schriften jeweils ihre eigene Serifenstruktur haben. Die Fußserifen des ›n‹, die unten horizontal sind und sich zu beiden Seiten der Vertikalen ausdehnen, sind in ihrer neuen Position als Kopfserifen des ›u‹ angeschrägt und halbiert, während dort die – beim ›n‹ noch schräge – Kopfserife als neue Fußserife begradigt wurde (Randbemerkung: Man könnte auch andersherum argumentieren; es liegt mir fern, anzudeuten, ›u‹ sei aus ›n‹ hergeleitet oder umgekehrt). Diese Veränderungen sind bei jeder gut gezeichneten Antiqua zu beobachten – aber muss diese selbstverständliche Anpassung auch für ›m‹ bzw. ›r‹ und ihre ›Kinder‹ gelten? Die Charis bietet hier schlicht unverändert gedrehte Zeichen an, während der Gestalter der Gentium, Victor Gaultney, die IPA-Zeichen analog zu dem ›n‹/›u‹-Paar gezeichnet hat. Mir erscheint letztere Lösung besser; die Zeichen wirken organischer und stehen weniger steif auf der Zeile, ganz abgesehen von dem Gewinn an Konsistenz, wenn das abgeleitete neben dem zugrunde liegenden Zeichen steht. Man kann indes nicht davon ausgehen, dass diese Präferenz von allen Schriftgestaltern oder -nutzern geteilt wird. Zudem dürfte einigen Designern die Zeit und Muße fehlen, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen und ggf. eine befriedigendere Lösung als die bloße Spiegelung von Zeichen zu erarbeiten.
Hier nun die Liste, zu der Ergänzungen sehr willkommen sind. Alle Illustrationen sind Beispieltranskriptionen, die ohne manuelle Anpassungen in InDesign gesetzt wurden. Sie zeigen keinen fehlerfreien Satz, sondern, im Gegenteil, mitunter fehlende oder falsch platzierte Zeichen:
»The unrounded back vowel /ɤ/ can be realized depending on the speaker as a mid back vowel [ɤ], a close back vowel [ɯ] or a mid central vowel [ɘ].«
Asu, E. L. & Teras, P. (2009). Estonian. Journal of the International Phonetic Association, 39 (3), 367–372.
Und eine etymologische Erläuterung: Der Name ›Jõeäär‹ bedeutet auf Estnisch ›Flussufer‹.
Übrigens: ›Birjulewo‹ – wie die Süddeutsche schreibt – ist eine schlechte Transkription, weil sie die russische Aussprache nur sehr ungenau wiedergibt. ›Birjulëvo‹ ist als wissenschaftliche Transliteration möglich, aber für den Einsatz in der allgemeinen Presse ungeeignet.