Schlagwort-Archive: Verpackung

Vierte Generation

Im Juli 2013 hatte ich hier drei verschiedene Verpackungen gezeigt, in denen ein bestimmter Kräuteraufguss von Pickwick in niederländischen Supermarktregalen stand. Dabei hatte ich meine Verwunderung darüber geäußert, dass das Verpackungsdesign innerhalb von rund anderthalb Jahren zweimal ausgetauscht wurde. D.E Master Blenders 1753 – das Unternehmen, zu dem die Marke Pickwick gehört – scheint es für nötig zu halten, die Gestaltung kompletter Produktlinien alle paar Monate überarbeiten zu lassen. Es wurde schließlich jeweils nicht nur die eine Verpackung angepasst, die ich hier exemplarisch zeige, sondern, denselben Gestaltungsprinzipien folgend, auch die von sieben oder acht weiteren Kräutertees (aus der ›Herbal Goodness‹-Reihe, zuvor ›Herbal Garden‹).

Vor einigen Wochen – Mitte September ungefähr – habe ich mich wieder gewundert. Die Verpackung des Tees (und, wie gesagt, aller anderen Herbal-Goodness-Tees) hat nämlich zum vierten Mal in höchstens drei Jahren eine neue Gestaltung bekommen. Die sieht so aus:

Die Bezeichnung der Produktlinie ist, gegenüber der vorherigen Gestaltung, sehr in den Hintergrund getreten. Dafür ist das Kräutermotiv, erstmals seit 2011, flächig über die ganze Frontseite der Verpackung gezogen – was ich optisch nicht reizlos finde. Von der Minze, die auch drin sein soll, sieht man zwar nicht mehr viel, aber dafür kommen eine Menge Anisblüten ins Bild. Die Information, dass der Tee – wer hätte es gedacht? – ›100% natuurlijk‹ ist, kam neu hinzu. Dafür musste die Beschreibung der enthaltenen Kräuter an dieser Stelle etwas knapper gefasst werden, auch um Platz für ein Piktogramm zu machen, das die Zahl der enthaltenen Beutel angibt (die vorher auf der Seite der Packung genannt war). Vom kräftigen Blau, das der vorherigen Gestaltung – zusammen mit der Museo als Schriftart – einen eher kühlen Charme gab, ist nur ein blasser Hintergrund geblieben. Die in grün und schwarz gesetzten Schriftarten sind die Gotham (Tobias Frere-Jones, 2000) und die Berlin Sans (David Berlow und Matthew Butterick, 1994; basierend auf der Negro von Lucian Bernhard). Letztere ist, vor allem auf anderen Packungen aus derselben Reihe, erheblich in der Breite gestaucht; nur so, scheint’s, konnte man lange Produktnamen wie ›Spijsvertering‹ (Verdauung) unterbringen, ohne die Versalhöhe reduzieren zu müssen. Außerdem wurden einige Buchstaben, im vorliegenden Fall das ›S‹, im Interesse einer besseren Lesbarkeit modifiziert. Insgesamt wirkt die neue Gestaltung ansprechend auf mich und zweifelsohne frischer als die allererste, die 2011 noch verwendet wurde – aber so richtig überzeugt, dass Kräutertee jährlich ein neues Verpackungsdesign braucht, bin ich immer noch nicht.

Drei Generationen


Mein Favorit ist Nummer 2. Das älteste Design hat offensichtliche Schwächen: wenig harmonische Kombination von Logo und Schnittkante, willkürlich erscheinender Schriftenmix (Dax, Papyrus und Century Gothic), eher leblos wirkende Kräuter. Der neueste Entwurf ist gefällig, aber mir ein bisschen zu glatt. Vielleicht liegt es an der Museo als Schriftart, die ich eher mit Technik (siehe etwa Dell) als mit Lebensmitteln assoziiere; die eher kantige Cambria – von mir geschätzt und gern eingesetzt – fügt sich indes erstaunlich gut ein. Das an eine grobe Kordel gebundene Schildchen des zweiten Designs bleibt mir dagegen als charmant in Erinnerung. Als nette Verfeinerung hätte sich angeboten, das Wort ›Sterrenmunt‹ tatsächlich von Hand zu schreiben – statt es unter Verwendung der Wiesbaden Swing zu setzen. Zudem erscheinen mir die Farben beim zweiten Design am sattesten (auch in der Realität, nicht nur auf dem Foto), aber das mag am Druck der einzelnen Packung liegen. Was mich am meisten erstaunt, ist jedoch: Diese Packungen haben im Zeitraum von nicht viel mehr als anderthalb Jahren in den Regalen gelegen. Für ein Produkt, von dem ich annehmen würde, dass es sich eher über den Inhalt als über die Hülle verkauft, finde ich das einen recht schnellen Wechsel.